Orkan »Zeynep«: Was Deutschland jetzt noch bevorsteht (2024)

»Zeynep« hat zum Start ins Wochenende für Sturmfluten, Unfälle und Behinderungen im Bahnverkehr gesorgt. Mindestens drei Menschen starben wegen des Orkantiefs. Die Feuerwehren zählten Tausende Einsätze, meist wegen umgestürzter Bäume, umherfliegender Gegenstände oder beschädigter Gebäude – allein in Nordrhein-Westfalen rückten sie bis Samstagmittag zu mehr als 12.000 Einsätzen aus.

Nach einer ersten Schätzung verursachte »Zeynep« versicherte Schäden von mehr als 900 Millionen Euro. Der Sturm sei der intensivste seit »Kyrill« im Jahr 2007 gewesen, teilte die auf Versicherungsmathematik spezialisierte Unternehmensberatung Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) mit. Die Gesamtschäden sind bei Stürmen in aller Regel höher, zum Teil ganz erheblich.

Zu den mindestens drei Sturmtoten zählte ein 17-Jähriger, der in Hopsten (NRW) als Beifahrer starb. Der Fahrer des Wagens war laut Polizei möglicherweise einem Ast ausgewichen und dadurch von der Fahrbahn abgekommen. Ein 56 Jahre alter Autofahrer starb nach Angaben der Polizei bei Altenberge in NRW, als er mit dem Auto gegen einen quer auf der Fahrbahn liegenden Baum prallte. In der niedersächsischen Gemeinde Wurster Nordseeküste verunglückte ein Mann tödlich, als er während des Sturms das beschädigte Dach eines Stalls reparieren wollte. Der 68-Jährige brach nach Polizeiangaben durch das Dach und stürzte rund zehn Meter in die Tiefe.

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Wegen des Sturms war der Zugverkehr am Freitag teilweise eingestellt worden, die Ausfälle hielten am Samstag an. »Aufgrund von Unwetterschäden kommt es im Norden Deutschlands und in Nordrhein-Westfalen bis mindestens Montagnachmittag zu Verspätungen und Zugausfällen«, teilte die Deutsche Bahn am Nachmittag mit. Das Unternehmen forderte dazu auf, Reisen von und nach Hamburg und Bremen zu vermeiden.

Demnach sollten am Samstag bis mindestens 18 Uhr keine Fernverkehrszüge nördlich von Dortmund, Hannover und Berlin fahren. Bis dahin sollten auch ICE-Züge auf der Strecke Köln–Hannover–Berlin ausfallen, genau wie ICE-Züge zwischen Kassel-Wilhelmshöhe und Berlin.

»Die Prognose für den Sonntag und auch den Montag bleibt schwierig«, sagte DB-Sprecher Achim Stauß. »Die Schäden an der Bahninfrastruktur sind massiv«. Mehr als tausend Streckenkilometer seien geschädigt. »Unsere Räumtrupps arbeiten quasi an der Belastungsgrenze.« Rund um die Uhr schnitten sie Strecken von umgestürzten Bäumen frei und reparierten Oberleitungen. Allein Hunderte umgestürzte oder beschädigte Oberleitungsmasten müssen nach Bahnangaben erneuert werden.

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Am Samstag schwächte der Wind etwas ab, vor allem im Norden gab es aber noch Sturmböen. Am Sonntag soll es tagsüber laut Deutschem Wetterdienst (DWD) im Flachland zunächst eher starke bis stürmische Böen geben.

Wetter soll sich erst Dienstag beruhigen

»Richtig turbulent und mitunter auch gefährlich könnte es dann in der Nacht zum Montag werden«, sagte Adrian Leyser von der Wettervorhersagezentrale des DWD zum nahenden Sturmtief »Antonia«. Schwere Sturmböen oder orkanartige Böen seien nicht ausgeschlossen. »Die ohnehin durch die vorangegangenen Stürme in Mitleidenschaft gezogenen und in teilweise stark aufgeweichten Böden stehenden Bäume können dabei leicht umstürzen«, sagte Leyser. Erst ab Dienstag soll sich das Wetter beruhigen.

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»Zeynep« hatte Deutschland ab Freitagnachmittag mit Windgeschwindigkeiten von örtlich mehr als 160 Kilometern pro Stunde überquert. Der höchste Wert wurde in der Nacht zum Samstag mit rund 162 Kilometern pro Stunde am Nordsee-Leuchtturm »Alte Weser« gemessen, wie der DWD mitteilte.

In Hamburg hatte es am Samstagmorgen erstmals seit 2013 wieder eine sehr schwere Sturmflut mit mehr als 3,5 Metern über dem mittleren Hochwasser gegeben. Die Elbe erreichte gegen 5.30 Uhr am Pegel St. Pauli nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) 3,75 Meter über dem mittleren Hochwasser. Feuerwehrleute retteten in der Speicherstadt mit einem Schlauchboot zwei Männer, die mit ihrem Auto vom Wasser eingeschlossen waren. Laut Polizei waren die Männer stark unterkühlt. Nachdem das Wasser vormittags sank, soll das Abendhochwasser eine weitere Sturmflut bringen.

Orkan »Zeynep«: Was Deutschland jetzt noch bevorsteht (5)

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»Zeynep« tobt über Deutschland

Foto: Axel Heimken/ dpa

In Bremen stürzte ein 55 Meter großer Baukran in ein im Rohbau befindliches Bürogebäude. »Es sieht verheerend aus«, sagte ein Feuerwehrsprecher. Auch ein vorbeifahrender Laster sei in der Nacht auf Samstag von dem Kran erwischt worden. Der Fahrer sei unverletzt geblieben. In Hamburg stürzten bei einem viergeschossigen Wohnhaus Teile der Fassade ein. In Bad Zwischenahn (Niedersachsen) kippte eine rund neun Meter hohe Fichte um und fiel auf ein Klinikgebäude. 17 dort untergebrachte Patienten wurden laut Feuerwehr in Sicherheit gebracht. Verletzt wurde den Angaben zufolge niemand.

In Gronau bei Hildesheim (Niedersachsen) wehte der Sturm eine rund 80 Kilogramm schwere Kupferplatte von einem Kirchturm. Sie sei etwa 80 Meter weiter in ein Haus eingeschlagen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Einige Kilometer entfernt, auf der Autobahn 7 bei Hildesheim, fiel nach Angaben der Polizei am Freitagabend eine Verkehrstafel wegen des Sturms auf die Fahrbahn. Ein Sattelzugfahrer habe nicht mehr ausweichen können und sei über die Hindernisse gefahren. Dabei riss der Tank auf und 400 Liter Diesel ergossen sich über die Fahrbahn.

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In Thüringen warf »Zeynep« die nach lokalen Angaben höchstgelegene Bockwindmühle Deutschlands (438 Meter über dem Meeresspiegel) um.

Die Nordseeinsel Wangerooge büßte im Sturm etwa 90 Prozent ihres Badestrands ein. Auch auf der ostfriesischen Insel Langeoog wurde der Strand beschädigt. »In Teilen ist gar kein Strand mehr da, die Abbruchkante geht bis zu den Dünen«, sagte Inselbürgermeisterin Heike Horn.

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»Zeynep« war das zweite Orkantief innerhalb weniger Tage. Zuvor hatte »Ylenia« ab Mittwochabend zu Tausenden Einsätzen geführt. Mindestens drei Autofahrer in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt waren bei wetterbedingten Unfällen gestorben.

wit/dpa

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